DESINFACTS | Ausgabe 1/2023

11 WISSEN Postoperative Wundinfektionen Klinisch relevante Bakterien im Operationsraum Klinisch relevante Bakterien im Operationsraum Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) werden am häufigsten von pathogenen Bakterien verursacht, seltener durch Viren oder Pilze. Welche Erreger verantwortlich sind, hängt stark von der durchgeführten Operation ab [1, 2]. Insgesamt ist S. aureus in Deutschland sowie den USA der häufigste Erreger von SSI und in etwa 20 % aller Isolate zu finden [1, 2]. In der Abdominalchirurgie spielen hingegen Darmbakterien bei SSI eine besonders wichtige Rolle. Hier ist E. coli der häufigste Erreger, gefolgt von Enterokokken [1, 2]. Orthopädische Operationen bergen ein besonders hohes Risiko von Knocheninfektionen durch S. aureus oder Coagulase-negative Staphylokokken (CoNS) aus der normalen Hautflora [3]. Werden Fremdmaterialien (z. B. Gelenkersatz) eingebracht, steigt das SSIRisiko ebenfalls, da Implantate die Anhaftung von Bakterien begünstigen können (Biofilmbildung). Die Umsetzung der empfohlenen Hygienemaßnahmen zur Patientenvorbereitung (Schutz vor endogenen Infektionsquellen) sowie die Einhaltung der Basishygiene (Schutz vor exogenen Infektionsquellen) sind somit unerlässlich [1, 4]. Quellen: 1. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) (2018) Prävention postoperativer Wundinfektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 61: 448-473. https://doi.org/10.1007/s00103-018-2706-2 2. Weiner LM et al. (2016) Antimicrobial-Resistant Pathogens Associated With Healthcare-Associated Infections: Summary of Data Reported to the National Healthcare Safety Network at the Centers for Disease Control and Prevention, 2011-2014. Infect Control Hosp Epidemiol 37: 1288-1301. https://doi.org/10.1017%2Fice.2016.174 3. Masters EA et al. (2022) Skeletal infections: microbial pathogenesis, immunity and clinical management. Nat Rev Microbiol 20: 385-400. https://doi.org/10.1038/ s41579-022-00686-0 4. World Health Organization. Global Guidelines for the Prevention of Surgical Site Infection. 2018. https://www.who.int/publications/i/item/global-guidelines-for-the-prevention-of-surgical-site-infection-2nd-ed (abgerufen am 17.02.2023) 5. Yezli S et al. (2014) Surface contamination in operating rooms: a risk for transmission of pathogens? Surg Infect (Larchmt) 15: 694-699. https://doi.org/10.1089/ sur.2014.011 6. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) (2022) Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 65: 1074-1115. https://doi.org/10.1007/s00103-022-03576-1 Abbildung basierend auf Daten aus [1]. CoNS = Coagulase-negative Staphylokokken. SSI = postoperative Wundinfektion (surgical site infection). Welche Rolle spielt die Flächendesinfektion im Operationssaal? Zwar wird angenommen, dass die Mehrheit der SSI von der transienten Flora des Menschen herrührt. Dennoch wird Oberflächen im Operationssaal (OP) trotz standardmäßiger Reinigung zunehmend eine Rolle als Erregerreservoir zugesprochen. Krankheitserreger von Oberflächen können über Hände, Zubehör oder sogar die Luft verbreitet werden, weshalb eine adäquate Flächenhygiene in OP-Bereichen Grundvoraussetzung ist [5]. Da der OP als Krankenhausbereich mit erhöhtem Infektionsrisiko gilt, müssen häufig berührte und patientennahe Oberflächen sowie Fußböden regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Diese und sichtbar kontaminierte Oberflächen sollten nach jeder Operation sowie am Ende des täglichen OP-Programms und ggf. zwischendurch gereinigt und desinfiziert werden. Der OP-Boden darf üblicherweise nach der Trocknung wieder betreten werden, bei anderen Flächen wie zum Beispiel dem Instrumententisch ist die Einwirkzeit abzuwarten [6]. Kurze Einwirkzeiten helfen dabei, Wartezeiten zu minimieren [1, 6]. Schwer zugängliche Stellen können darüber hinaus mit Sprühlösungen oder Schäumen behandelt werden [6]. Die Empfehlungen zur Flächenhygiene gelten nicht nur für den eigentlichen OP, sondern auch für angrenzende Bereiche (z. B. Aufwachraum, Waschbereich) [1]. S. Aureus Enterococcus spp E. coli. CoNS P. aeruginosa Abdominalchirurgie Herzchirurgie Alle Operationen SSI-Erreger pro OP-Art [%] 35 30 25 20 15 10 5 0 Traumatologie/ Orthopädie S. aureus Enterococcus spp E. coli CoNS P. aeruginosa

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