DESINFACTS | Ausgabe 2/2022

Was sagen Organisationen und Verbände? Die Empfehlungen zum Thema Handschuhdesinfektion sind weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene einheitlich. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät generell davon ab, weil das Material beschädigt werden kann und die Handschuhe damit ihre Schutzfunktion verlieren, ist sich aber bewusst, dass das Vorgehen in Ländern mit geringer Verfügbarkeit von Einmalhandschuhen teils üblich ist [3]. Im Gegensatz dazu hält die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) eine Handschuhdesinfektion unter bestimmten Bedingungen für akzeptabel. Diese liegen vor, wenn andernfalls Arbeitsabläufe unterbrochen würden, wenn die Tätigkeiten an ein und denselben Patient/innen stattfinden, wenn die Chemikalienbeständigkeit gemäß EN 374 gegeben ist und keine Herstellerangaben dagegensprechen und wenn keine sichtbaren Perforationen oder Verunreinigungen vorhanden sind [4]. Dennoch sollten die Handschuhe im Intensivbereich nach 15 min sowie nach jeder Patientenwaschung gewechselt werden [4]. Auch die Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) und das Positionspapier der Aktion Saubere Hände (ASH) empfehlen die Desinfektion behandschuhter Hände nur unter bestimmten Voraussetzungen in Ausnahmefällen [5, 6]. Die ASH gibt in diesen Situationen eine maximale Tragezeit von 30 min und eine maximal 5-malige Handschuhdesinfektion vor [6]. Wie steht es um die Kompatibilität? Bevor Gesundheitseinrichtungen Handschuhdesinfektionen in Ausnahmesituationen in Betracht ziehen können, muss die Frage nach der Materialverträglichkeit beantwortet werden. Um Sie bei der internen Risikobewertung zu unterstützen, haben wir uns als Hersteller von Hände-Desinfektionsmitteln sowie Untersuchungshandschuhen der Thematik angenommen und die Kompatibilität zwischen alkoholischen Hände-Desinfektionsmitteln und Nitrilhandschuhen gemäß EN 455-2 und EN 16523-1 untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Reißkraft qualitativ hochwertiger Untersuchungshandschuhe nach maximal 5-maliger Handschuhdesinfektion im Normbereich lag und der Quelleffekt der Handschuhe bei maximal 30 min Tragedauer und maximal 5-maliger Handschuhdesinfektion zu vernachlässigen war. 16 PRAXIS Bewusster Umgang ist essenziell Wissenswertes zum Thema Handschuhdesinfektion Das Thema Handschuhdesinfektion wird in Deutschland kontrovers diskutiert [1], denn einheitliche Empfehlungen dazu gibt es nicht. Während die einen es aus Sicherheitsgründen ablehnen, überwiegen für die anderen die Vorteile wie effizientere Arbeitsabläufe und höhere Händehygiene-Compliance beim Personal [2]. Ob Gesundheitseinrichtungen ihren Beschäftigten die Handschuhdesinfektion in bestimmten Ausnahmesituationen erlauben, können diese aber letztlich für sich entscheiden. Voraussetzungen dafür sind jedoch die interne Risikobewertung und adäquate Schulungen des Personals. Außerdem müssen die Auswirkungen des Hände-Desinfektionsmittels auf das Handschuhmaterial berücksichtigt werden.

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