DESINFACTS | Ausgabe 2/2022

11 FORUM Nachsorge kann Prognose verbessern Angesichts der Schwere solcher Erkrankungen überrascht es, dass der Großteil der Überlebenden keine anschließenden Rehabilitationsmaßnahmen erhält. Das zeigte eine deutsche Studie, die auf Krankenkassendaten von knapp 84.000 Patient/innen beruhte, die zwischen 2009 und 2016 einen septischen Schock, eine Sepsis oder eine schwere Infektion überlebten [3]. Die meisten Überlebenden wurden aus der Klinik direkt nach Hause bzw. in die häusliche Pflege entlassen, während nach septischem Schock nur 14,5 %, nach Sepsis 6,3 % und nach schwerer Infektion sogar nur 3,3 % in eine Rehabilitationsmaßnahme gingen [3]. Dabei scheinen rehabilitative Maßnahmen durchaus effektiv zu sein, denn sie senkten in der Studie die 5-JahresSterblichkeit um bis zu 8 % [3]. Krankheitslast durch Long-COVID wird erst in den kommenden Jahren erkennbar Was die rehabilitative Versorgung von Menschen angeht, die nach einer COVID-19-Infektion – unabhängig von deren Schwere – längerfristige Beeinträchtigungen erleben, gibt es in Deutschland noch keine einheitliche Vorgehensweise. Dabei wird davon ausgegangen, dass bis zu 40 % nach einer SARS-CoV-2-Infektion zumindest noch einige Wochen bis Monate nach der Akutphase klinisch relevante Symptome haben [6]. Die Einschränkungen sind vielfältig und reichen von allgemeiner Erschöpfung (Fatigue), Kurzatmigkeit oder neurologischen Problemen bis hin zur Verschlechterung oder der Neuentwicklung eines Diabetes [6]. Multidisziplinäre Ansätze zur funktionellen Wiederherstellung sind also dringend erforderlich und sollten darüber hinaus selbstverständlich auch für Überlebende anderer schwerer Infektionskrankheiten entwickelt werden. Quellen: 1. Fleischmann-Struzek C et al. (2021) Epidemiology and Costs of Postsepsis Morbidity, Nursing Care Dependency, and Mortality in Germany, 2013 to 2017. JAMA Netw Open;4: e2134290. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2021.34290 2. McNamara JF et al. (2022) Long term sepsis readmission, mortality and cause of death following Gram negative bloodstream infection: a propensity matched observational linkage study. Int J Infect Dis;114: 34-44. https://doi. org/10.1016/j.ijid.2021.10.047 3. Rahmel T et al. (2020) Long-term mortality and outcome in hospital survivors of septic shock, sepsis, and severe infections: The importance of aftercare. PLoS One;15: e0228952. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0228952 4. https://www.deutschland-erkennt-sepsis.de/#zahlenfakten (abgerufen am 01.09.2022) 5. Dick A et al. (2012) Long-term survival and healthcare utilization outcomes attributable to sepsis and pneumonia. BMC Health Serv Res;12: 432. https://doi. org/10.1186/1472-6963-12-432 6. Bornstein SR et al. (2022). Long-COVID, Metabolic and Endocrine Disease. Horm Metab Res;54: 562–566. https://doi.org/10.1055/a-1878-9307 74,3 % 65,8 % 59,4 % 70,9 % 61,3 % 55,0 % 17,9 % 12,8 % 12,2 % 18,5 % 9,8 % 9,8 % Anteil Betroffener mit neuen Diagnosen im 1./2./3. Jahr nach Sepsis 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % 1-12 Monate 13-24 Monate 25-36 Monate Neue Diagnose jeglicher Art Medizinisch Psychologisch Kognitiv

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