Basiswissen sterile Wundpflaster
- Dauer
- 60 Minuten
- Themen
- Wunde
In der Wundflüssigkeit von schlecht heilenden Wunden wurden überhöhte Matrix-Metalloprotease-Werte (MMP) festgestellt.
Man nimmt an, dass dies die Bildung von Granulationsgewebe beeinträchtigt, da neu gebildete extrazelluläre Matrix und Zytokine abgebaut werden und die Wunde quasi ‘in eine Sackgasse gerät’ und nicht mehr in der Lage ist, die nächsten Heilungsphasen zu durchlaufen. In der Reinigungsphase, die mit einer hohen MMP-Aktivität einhergeht, sind hydroaktive Wundauflagen mit Polyacrylat-Superabsorber-Partikeln besonders wirksam.
Wir haben untersucht, ob diese Partikel die MMP-Aktivität in der Wundflüssigkeit, die aus chronisch venösen Beingeschwüren entnommen wurde, blockieren können. In einem fluorogenen Peptidsubstrat-Assay hemmten die Polyacrylat-Superabsorber-Partikel die MMP-Aktivität um mehr als 87 %. Im Rahmen weiterer Analysen wurden zwei zugrundeliegende molekulare Mechanismen sichtbar. Zum einen zeigten die Experimente eine direkte Bindung von MMPs an die Partikel.
Zum anderen sind Polyacrylat-Superabsorber-Partikel in der Lage, Ca2þ- und Zn2þ-Ionen zu binden und mit MMPs um zweiwertige Ionen, die für die enzymatische Aktivität benötigt werden, zu konkurrieren. Darüber hinaus haben wir den ersten Nachweis in vivo erbracht, dass MMPs in der feindlichen Umgebung chronischer Wunden wirksam an Polyacrylat-Superabsorber-Partikel binden.
Wir schließen daraus, dass Polyacrylat-Superabsorber-Partikel die stark proteolytische Mikroumgebung von nicht heilenden Wunden vor einer MMP-Aktivität ‘retten’ können, sodass leitfähigere Bedingungen den weiteren Heilungsprozess ermöglichen.
von Sabine Eming et al., Deutschland
Eine rasche Reinigung, eine frühzeitige Granulation und eine nachhaltige Epithelisierung sind wesentliche Voraussetzungen für die effiziente Heilung von chronischen Wunden sowie Wunden mit einer Heilungsstörung.
Die Wundbettvorbereitung bietet einen systematischen Rahmen, der den Kliniker bei seinem Ziel, Wunden von der Beeinträchtigung bis zur Heilung zu führen, unterstützt.
Im vorliegenden Leitfaden wird mit HydroTherapy (HARTMANN) ein innovativer Ansatz zur Behandlung von Wunden besprochen, bei dem im Rahmen einer harmonisierten, zweistufigen Therapie die optimierte Hydrierung in allen Phasen der Heilreaktion genutzt wird, um einen positiven Verlauf der Wundheilung zu fördern.
von Karen Ousey, Mark G. Rippon und Alan A. Rogers, UK
In diesem Beitrag werden die Unterschiede zwischen der Pathologie und Darstellung einer Hydrierung im Vergleich zu einer Mazeration im Wundbereich in Wort und Bild erklärt.
Die Beschreibung dient dem Kliniker zur Unterscheidung zwischen beiden und hilft ihm bei der optimierten Wundbehandlung.
von Mark G. Rippon, Alan A. Rogers und Karen Ousey, UK
Zielsetzung: Unser Ziel war die Beurteilung der Wirksamkeit einer hydroaktiven Wundauflage (HRWD) in Zusammenhang mit dem Débridement und der Wundbettvorbereitung bei einer Vielzahl von akuten und chronischen Wunden mit devitalisiertem Gewebe, das entfernt werden musste, um eine Heilung zu ermöglichen.
Methodik: Im Rahmen dieser nicht vergleichenden Beurteilung von akuten und chronischen Wunden, bei denen das normale Behandlungsschema ein Débridement vorsah, zeichneten die Kliniker Wundveränderungen auf, wie etwa einen subjektiven Beurteilungsgrad des devitalisierten Gewebes und der Wundbettvorbereitung, das Vorhandensein von Schmerzen, den Wundstatus (z.B. Größe der Wunde) sowie den Hautzustand in der Wundumgebung. Es wurden auch Daten von Klinikern und Patienten gesammelt, um Informationen über die klinische Leistung des Verbandes zu erhalten.
Ergebnisse: Wir nahmen 100 Patienten mit unterschiedlichen Wundtypen in die Studie auf. Mehr als 90 % der Kliniker berichteten über die Entfernung von devitalisiertem Gewebe, um eine Heilungsreaktion sowohl bei chronischen als auch bei akuten Wunden zu ermöglichen. Konkret verringerte sich das Ausmaß an devitalisiertem Gewebe (Nekrose und Schorf) im Verlauf des Beurteilungszeitraums von 85,5 % auf 26,3 %, was mit einer Zunahme der Granulation des Wundbetts von 12,0 % auf 33,7 % einherging. Dementsprechend kam es zu einer Reduktion der Wundfläche um 40 %, sodass nach der Behandlung mit der HRWD eine klinisch relevante Heilungsreaktion zu beobachten war. Bemerkenswert ist auch, dass bei dieser Patientenpopulation ein signifikanter Anteil an chronischen Wunden (51,4 %) vorlag, die innerhalb von weniger als 4 Wochen vor Studieneinschluss keine Anzeichen einer Wundprogression zeigten. 93 % dieser chronischen Wunden zeigte nach der Behandlung mit der HRWD eine Wundprogression. Obgleich die berichteten Schmerzwerte vor und nach dem Verbandswechsel niedrig waren, verbesserten (reduzierten) sich die Wundschmerzen insgesamt bei 48 % der Patienten. Der Hautzustand in der Wundumgebung zeigte Verbesserungstendenzen und die Flüssigkeitsmanagementkapazitäten der HRWD wurden in den meisten Fällen als gut bis ausgezeichnet bezeichnet. Die Wundinfektionen verringerten sich im Bewertungszeitraum um mindestens 60 %. Eine einfache Kosten-Nutzen-Analyse ergab signifikante Kosteneinsparungen bei Verwendung einer HRWD (6,33 £) im Vergleich zu den derzeitigen Standardverfahren eines vierstufigen Débridementprozesses (8,05 £), der Madentherapie (306,39 £) und des mechanischen Pad-Débridements (11,46 £).
Fazit: Die HRWD wurde gut vertragen und erwies sich als wirksames Débridement-Instrument, das ein schnelles, effektives und schmerzfreies Débridement bei verschiedenen Wundtypen ermöglicht.
von H. Hodgson et al., Glasgow
Ziel: Diese Studie beurteilt ein neuartiges Verbandkonzept bei Patienten mit venösem Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris venosum). Das Präparat basiert auf der Steigerung der Aktivität von endogenen Wachstumsfaktoren, die durch ein funktionsfähiges Granulationsgewebe synthetisiert werden.
Methodik: Die Patienten wurden acht Wochen lang mit einem Schaumverband aus hydratisiertem Polyurethan sowie einer begleitenden Kompressionstherapie behandelt. Die Wundflächenreduktion (WAR), der Prozentsatz der Wunden, die eine relative WAR von ≥ 40 % und ≥ 60 % erreichten, die Wundschmerzbewertungen während der letzten 24 Stunden und bei Verbandswechsel, die Daten aus dem EQ-5D-Fragebogen zur Lebensqualität sowie die Handhabung des Verbandes und die Sicherheitsparameter wurden erfasst.
Ergebnisse: 128 Patienten wurden behandelt und die Daten zu 123 Wundbehandlungsverläufen dokumentiert. Die Wundflächengröße verringerte sich in der 8. Woche von 13,3 ± 9,8 cm2 auf 10,5 ± 12,2 cm2 und die mediane relative WAR betrug 48,8 %. In der 8. Woche erreichten 54,5 % der Wunden eine relative WAR von ≥ 40 %, 41,5 % erreichten eine relative WAR von ≥ 60 % und bei 13,5 % der Wunden wurde eine vollständige Heilung beobachtet. Die medianen Wundschmerzbewertungen (letzte 24 Stunden vor Verbandswechsel) sanken signifikant von 30 auf 15,5 (100 visuelle Analogskala [VAS], p = 0,0001) und die Schmerzen bei Verbandswechsel von 30 auf 12,5 (p ≤ 0,0001). Das EQ-5D VAS-Rating erhöhte sich von 58,4 ± 19,2 mm auf 63,1 ± 19,1 mm (p = 0,0059).
Fazit: Diese klinische Beurteilung zeigt, dass das Konzept der Verstärkung endogener Wachstumsfaktoren durch hydratisierte Polyurethane das Potenzial birgt, die Wundflächenreduktion bei Patienten mit venösem Unterschenkelgeschwür bei gleichzeitiger Schmerzreduktion und Verbesserung der Parameter der Lebensqualität zu beschleunigen.
von Jacek Mikosiński et al., Polen
Es wurde eine retrospektive Überprüfung der klinischen Daten von Patienten durchgeführt, bei denen entsprechende Maßnahmen für die Behandlung ihrer mäßig bis stark exsudierenden Wunden erforderlich waren.
Die Einschlusskriterien für diesen retrospektiven Audit wurden von Patienten (n=30) aus dem Worcestershire Health & Care NHS Trust erfüllt, die bereits therapiert wurden und eine Wundauflage für die Behandlung ihrer mäßig bis stark exsudierenden Wunden benötigten.
Ergebnisse und Diskussion: Die Evaluierungen während der laufenden Anwendung ergaben eine vermehrte Verwendung von Schaumstoff-Sekundärverbänden mit Zusatzbehandlungen für das Exsudatmanagement. Allerdings wurden bei 65 % dieser Behandlungen die klinischen Ziele in Bezug auf das Exsudatmanagement nicht erreicht.
Die Beurteilung der Behandlungsschemata, die bei den Patienten zur Beseitigung des von den verschiedenen Wunden produzierten Exsudats zur Anwendung kamen, ergab, dass das Exsudatmanagement in der Mehrzahl der Fälle als „schlecht“ oder nur „ausreichend“ bewertet wurde. Es ist hier anzumerken, dass ein Teil der Patienten an Hauterkrankungen in der Wundumgebung, wie z.B. Ekzemen, Mazerationen und Exkoriationen, litt.
Mehr als 95 % der Patienten erhielten periwunde Hautbehandlungen zur Vorbeugung/Behandlung dieser Probleme. Diese Zusatzbehandlungen erhöhen natürlich die Produktkosten und die erforderliche Pflegedauer. Die Verwendung geeigneter Wundauflagen für das Management mäßiger bis hoher Exsudatmengen hätte diese schweren Hauterkrankungen verhindert und wahrscheinlich die Behandlungskosten deutlich gesenkt.
Fazit: Diese Arbeit zeigt, dass 65 % der Patienten in diesem Audit das klinische Ziel der Exsudatbehandlung nicht erreichten. Es kam zu unerwünschten Folgeerscheinungen wie Hautmazeration/Exkoriation und folglich stiegen auch die direkten und indirekten Kosten der Behandlung dieser Patienten. Die Verwendung einer geeigneteren Wundauflage, wie z. B. eines superabsorbierenden Polymers, führte im Vergleich zu diesen Auditkosten zu einer erheblichen Kosteneinsparung.
von Jacky Stephen-Haynes, Mark Rippon, Rosie Callaghan und Sue Simm, UK
Zielsetzung: Nachweis der Wirksamkeit eines vereinfachten Wundauflageschemas und Entwicklung eines Entscheidungsbaums für das Wundmanagement, der vom Pflegepersonal in einer stationären Altenpflegeeinrichtung verwendet werden kann.
Methode: Es wurde ein dreistufiges Verfahren angewendet. In einem ersten Schritt erfolgte ein Audit der Praxis, einschließlich einer Kostenanalyse der bestehenden Wundbehandlung. In einem zweiten Schritt wurde das Personal im Hinblick auf Wunden, Wundpflegeprodukte und ein vereinfachtes Wundbehandlungsprotokoll geschult. In der letzten Phase wurden die neuen Wundpflegeprodukte und das für Hautrisse und andere Wunden verwendete Protokoll (nach Beurteilung durch eine Pflegefachkraft) bewertet und fortlaufende Schulungen nach Bedarf angeboten.
Ergebnisse: Es nahmen insgesamt 93 Bewohner aus zwei stationären Altenpflegeeinrichtungen an der Studie teil. Insgesamt 178 Wunden wurden ermittelt, von denen 121 für die Behandlung nach dem neuen Protokoll in Frage kamen. Die Mehrheit der Bewohner war älter als 85 Jahre und der vorrangige Wundtyp waren Hautrisse mit 72,7 % (n=88). Die mittlere Heilungsdauer für Hautrisse war signifikant kürzer als für andere Wunden (19,7}14,2 Tage versus 30,9}25,2 Tage, p=0,0359). Die meisten Wunden waren für das vereinfachte Verbandauswahlverfahren geeignet. Die im Rahmen einer Befragung des Pflegepersonals erhobenen Daten ergaben, dass die Produkte des vereinfachten Protokolls einfach anzulegen waren, sich gut anpassten, leicht zu entfernen waren und nicht verrutschten. Darüber hinaus war die Patientenzufriedenheit positiv und das Entfernen der Wundauflagen im Allgemeinen schmerzfrei.
Fazit: Zusammenfassend kann man anhand der im Rahmen dieses Projekts gesammelten Daten sagen, dass die Wundauflagen wirksam waren, gut funktionierten und die Auswahl von Wundauflagen für das Pflegepersonal vereinfachten.
von Tabatha Rando et al., Australien
Ziel dieser Studie war es zu bewerten, ob eine wirkstofffreie, hydroaktive Wundauflage (HRWD) wirksam bei der Entfernung von Bakterien, die sich bekanntlich in der Wundumgebung befinden (und Infektionen verursachen), helfen kann.
von Mark G. Rippon et al.
Zielsetzung: Diese offene, nicht vergleichende, multizentrische Studie untersucht die Verwendung einer neuen superabsorbierenden Polymer-(SAP)-Wundauflage für das Exsudatmanagement (bei mäßig bis stark exsudierenden Wunden) in einer Patientenpopulation mit unterschiedlichen Wundtypen. Das primäre Ziel dieser Studie war die Bewertung der Flüssigkeitsmanagementkapazitäten der Wundauflage.
Methode: Sowohl akute als auch chronische Wunden mit mäßiger bis hoher Exsudatproduktion wurden (über einen Zeitraum von zwei Wochen) dahingehend beurteilt, dass sie im Rahmen eines normalen Behandlungsschemas ein Exsudatmanagement mit einer SAP-Wundauflage – Zetuvit Plus (in anderen Ländern als RespoSorb Super bezeichnet) – benötigten. Die Kliniker machten Aufzeichnungen zu ihrer subjektiven Beurteilung des Exsudatmanagements und seines Einflusses auf den Zustand der periwunden Haut. Darüber hinaus wurden die Wundbettvorbereitung, der Heilungsverlauf und die Verringerung des Schmerzausmaßes überwacht, um Aufschlüsse über die klinischen Auswirkungen der Verwendung dieses Verbandes zu erhalten. Auch Angaben von Klinikern und Patienten zur klinischen Leistung der Wundauflage wurden gesammelt.
Ergebnisse: Die SAP-Wundauflage wurde hinsichtlich ihrer Eigenschaften beim Management von Wundexsudat mit ‘sehr gut’/’gut’ (83 % bzw. 13 %) bewertet. Die Wundauflage unterstützte eine bessere Wundheilung, verringerte die Schädigung und verbesserte den Status der Haut in der Wundumgebung. Die Schmerzwerte sanken und infolgedessen besserten sich die von den Patienten berichteten Ergebnisse. Laut Aussage der Patienten ermöglichten ihnen die Exsudatmanagementkapazitäten der Wundauflage, ihre Anpassungsfähigkeit und ihr Komfort wieder den Anschein von Normalität in ihrem Leben. Alle teilnehmenden Kliniker gaben an, die SAP-Wundauflage weiterhin verwenden zu wollen. Eine Kostenanalyse für eine Teilpopulation ergab, dass die SAP-Wundauflage im Vergleich zu alternativen (historischen) Exsudatmanagement-Behandlungen weniger teuer ist. Die Kosteneinsparung ergibt sich aus Daten, die belegen, dass sowohl der Produktverbrauch als auch die Häufigkeit des Verbandswechsels (der sich auf die Pflegezeit auswirkt) sinken. Bei den 10 bewerteten Patienten betrugen die Gesamtkosten vor und während der Anwendung jeweils 2.491 £ bzw. 1.312 £, was einer Einsparung in Höhe von 1.179,00 £ (47 %) entspricht.
Fazit: Die SAP-Wundauflage wurde gut vertragen und erwies sich beim Management von mittleren bis hohen Exsudatmengen als wirksam. Folglich unterstützte die Wundauflage eine bessere Heilung und reduzierte die Schädigung der periwunden Haut, was zu geringeren Schmerzen führte. Insgesamt wurde die SAP-Wundauflage sowohl von Patienten als auch von Klinikern hoch bewertet.
von Simon Barrett et al.
In dieser Rezension werden die Epithelisierung und die therapeutischen Möglichkeiten zur Optimierung und Beschleunigung des Epithelisierungsprozesses beleuchtet.
Um diesen Prozess therapeutisch zu beeinflussen, ist es für den Kliniker wichtig, die zugrundeliegenden Prinzipien der Epithelisierung zu verstehen. Die Rolle der Wachstumsfaktoren und die feindliche lokale Wundumgebung können erklären, warum der epitheliale Wundverschluss bei einigen chronischen Wunden so schwer zu beschleunigen ist.
Kliniker sollten über die verschiedenen Operationsmethoden der Hauttransplantation ebenso wie über fortschrittlichere Technologien, wie z. B. Hautersatzmaterialien, als Behandlungsoptionen bei jenen Wunden Bescheid wissen, die nicht auf Standardprotokolle ansprechen.
Schließlich werden neuartige, auf Verbänden basierende Konzepte besprochen, darunter auch das makromolekulare Crowding. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Aktivität der Wachstumsfaktoren im Wundraum zu steigern, sobald sich die Wundheilung normalisiert hat und im Gange ist.
von Majana Tomic-Canic, Hans Smola und Lulu L. Wong
Die Unterdruck-Wundtherapie (NPWT) hat sich seit ihrer Einführung in der klinischen Praxis in den 1990er Jahren bei einem breiten Spektrum von Wundindikationen sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich etabliert (Bobkiewicz et al, 2014).
Ein internationales Expertengremium aus Fachchirurgen mit umfangreichen Erfahrungen auf dem Gebiet der NPWT in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie traf zusammen, um die geeignete Anwendung der NPWT in diesem Fachgebiet zu erörtern.
Im Verlauf der Tagung wurden sie gebeten, die Einschränkungen, Vorsichtsmaßnahmen, Kontraindikationen und Vorteile der Anwendung der NPWT in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie zu erläutern.
von Franck Duteille et al., Frankreich
Das Exsudat spielt bei der Wundheilung eine wichtige Rolle. Ein ordnungsgemäßes Exsudatmanagement ist in der klinischen Praxis allerdings eine enorme Herausforderung.
Eine übermäßige Exsudatproduktion erfordert häufige Verbandswechsel und Pflegeeinsätze, was zu Schmerzen, Unannehmlichkeiten und Ängsten bei den Patienten führt und im Gesundheitswesen hohe Kosten verursacht. Eine suboptimale Behandlung kann zu weiteren Gewebsschäden, Leckagen und einer langsameren Heilung führen. Außerdem kann sie die Lebensqualität des Patienten negativ beeinflussen.
Verbände aus superabsorbierendem Polymer (SAP) absorbieren Flüssigkeit bzw. halten sie zurück, senken das Risiko von Leckagen und minimieren die Möglichkeit einer Mazeration. SAP-Verbände schließen große Mengen an Exsudat ein und behalten dennoch ihre Struktur (Ousey et al, 2013).
Dieser Leitfaden konzentriert sich auf die Verwendung des atraumatischen SAP-Verbands Zetuvit Plus Silicone Border beim Exsudatmanagement.
von Astrid Probst, Deutschland
Die Unterdruck-Wundtherapie (NPWT) ist ein Konzept, das es bereits seit über 20 Jahren gibt.
Es gibt mittlerweile mehr Auswahl, Potenzial und Möglichkeiten für den Einsatz der NPWT bei unterschiedlichen Indikationen. Ein internationales Expertengremium aus Fachchirurgen mit umfangreichen Erfahrungen auf dem Gebiet der NPWT bei verschiedenen Wundtypen traf zusammen, um über den Einsatz der NPWT in der heutigen Zeit zu diskutieren.
Die Gruppe berief sich auf ihre eigenen Erfahrungen und auf die aktuelle Literatur, um den passenden Einsatz der traditionellen NPWT und Einweg-NPWT zu erörtern bzw. wann und wie die traditionelle NPWT und die Einweg-NPWT ergänzend zueinander und zu anderen Therapien eingesetzt werden sollten.
von Tomasz Banasiewicz et al., Polen
Zielsetzung: Das Hauptziel dieser Studie war die Beurteilung der Kapazitäten einer superabsorbierenden Wundkompresse (Zetuvit Plus Silicone) im Hinblick auf das Flüssigkeitsmanagement. Die sekundären Ziele bezogen sich auf unterstützende Parameter im Hinblick darauf, ob die Kompresse eine ungestörte Heilung ermöglicht.
Methode: Es handelt sich hier um eine offene, nicht vergleichende Studie. Die in die Studie aufgenommenen Patienten wurden von dem/den klinischen Prüfer(n) danach ausgewählt, ob sie einen Verband für die Behandlung von mäßig bis stark exsudierenden Wunden benötigten.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 50 Patienten in die Studie aufgenommen. Die Ergebnisse in Bezug auf das primäre Ziel zeigten, dass die superabsorbierende Wundkompresse in der Lage war, sämtliche Mengen an Exsudat über den gesamten Bereich (niedrig bis hoch) zu absorbieren. Zu jedem Bewertungszeitpunkt zeigen diese Ergebnisse, dass die superabsorbierende Wundkompresse in 98 % der Bewertungen als ‘sehr gut’ (91 %) oder ‘gut’ (7 %) in Bezug auf das Exsudatmanagement eingestuft wurde. Die sekundären Ziele in Bezug auf die Wundbettvorbereitung, die Heilung und das Schmerzmanagement waren ebenfalls positiv. Zusätzlich wurden am Ende jeder Patientenbehandlung die Kapazitäten der Wundkompresse im Hinblick auf das Flüssigkeitsmanagement insgesamt als ‘ausgezeichnet’ (100 % der Fälle) bewertet. Während des Studienverlaufs traten kaum Schmerzen im Zusammenhang mit der Wunde oder beim Verbandswechsel auf, und die Flexibilität/Anpassungsfähigkeit der Wundkompresse ermöglichte höheren Komfort und mehr Patientenzufriedenheit zusammen mit einer gesteigerten Lebensqualität. Darüber hinaus war durch die Einbindung einer Silikonhaftschicht eine schmerzfreie und atraumatische Entfernung der Kompresse möglich, was den Patientenkomfort sowohl während des Tragens als auch beim Entfernen der Kompresse erhöhte und die Beschreibung rechtfertigte, dass bei dieser Behandlung eine ungestörte Wundheilung möglich ist.
Fazit: Die superabsorbierende Wundkompresse erreichte im Hinblick auf das Exsudatmanagement der Wunde in allen Bewertungen im Rahmen dieser Studie das primäre Ziel. Zusätzlich ermöglichte die Silikonwundkontaktschicht eine ungestörte Wundheilung, wobei die Kompresse kaum oder gar nicht am Gewebe darunter anhaftete. Dadurch wurde eine Schädigung der periwunden Haut vermieden. Insgesamt könnte die superabsorbierende Wundkompresse mit der zusätzlichen Silikonwundkontaktschicht Vorteile gegenüber anderen superabsorbierenden Polymerverbänden (die möglicherweise an der Wundoberfläche anhaften) oder Silikon-Wundauflagen (die möglicherweise nicht die absorbierenden Eigenschaften dieser Art von Wundkompresse haben) bieten.
von Leanne Atkin et al., Pinderfields
Zielsetzung: Bereitstellung von klinischen Daten aus der Praxis zur Unterstützung des Exsudatmanagements bei Patienten mit mäßig bis stark exsudierenden Wunden mit einer eingefassten superabsorbierenden Wundauflage mit adhäsiver Silikonwundkontaktschicht.
Methode: Es handelt sich hier um eine offene, nicht vergleichende Studie. Die in die Studie aufgenommenen Patienten wurden von dem/den klinischen Prüfer(n) danach ausgewählt, ob sie einen Verband für die Behandlung von mäßig bis stark exsudierenden Wunden benötigten.
Ergebnisse: Das primäre Ziel dieser Studie war die Bewertung der klinischen Zielsetzung in Bezug auf das Exsudatmanagement (mäßig bis hoch) mit einer superabsorbierenden Wundauflage mit Silikonkontaktschicht (Zetuvit Plus Silicone Border; SAP-Wundauflage mit Silikonkontaktschicht; in einigen Ländern als RespoSorb Silicone Border bezeichnet). Die SAP-Wundauflage mit Silikonkontaktschicht hatte die klinischen Ziele in Bezug auf das Exsudatmanagement erfüllt, was vom medizinischen Personal mit einer Ja-Antwort in 94 % der Fälle bestätigt wurde.
Darüber hinaus bewerteten die medizinischen Fachkräfte das Exsudatmanagement als ausgezeichnet/gut (78 %) und die meisten (80 %) gaben an, dass sie die SAP-Wundauflage mit Silikonkontaktschicht wieder verwenden würden. Hinzu kam, dass die SAP-Wundauflage mit Silikonkontaktschicht den Zustand des Wundrands und der periwunden Haut verbesserte (29 % bzw. 36 % der Patienten).
Hinsichtlich der Verbandretention behielt die SAP-Wundauflage mit Silikonkontaktschicht bei 72 % der Patienten ihre Lage bei. Was die Tragedauer betrifft, so erfolgte der Verbandswechsel, sowohl vor der Studie als auch während des Bewertungszeitraums, größtenteils an jedem dritten Tag (45 % bzw. 44 %). Bei Verwendung der SAP-Wundauflage mit Silikonkontaktschicht gab es jedoch eine Verschiebung hin zu einer längeren Tragedauer; 72 % der Patienten wechselten ihren Verband jeden dritten Tag oder später.
von Simon Barrett, Alan A. Rogers und Mark Rippon
Zielsetzung: Bestimmung der Kosteneffektivität/des Nutzens einer superabsorbierenden Wundauflage (Zetuvit Plus Silicone) im Vergleich zu den aktuellen Standardwundauflagen (SoC) aus Sicht des NHS in England bei Patienten mit mäßig bis stark exsudierenden Beingeschwüren.
Methode: Es erfolgte eine modellbasierte wirtschaftliche Evaluierung, um die Kosteneffektivität/den Nutzen einer neuen Intervention zu analysieren. Wir verwendeten ein Mikrosimulations-Zustands-Übergangsmodell mit einem Zeithorizont von sechs Monaten und einer Zykluslänge von einer Woche. Das Modell basiert auf einer Kombination aus Inzidenzbasis und Risikoprognoseansatz, um Übergangswahrscheinlichkeiten zu ermitteln. Alle Eingaben zur klinischen Wirksamkeit, gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL), Kosten und Ressourcennutzung stammten aus einer systematischen Sondierung der UK-spezifischen Literatur.
Ergebnisse: Die Behandlung mit der superabsorbierenden Wundauflage resultiert über einen Zeitraum von sechs Monaten in voraussichtlichen Gesamtkosten pro Patient in Höhe von 2887 Pfund, verbunden mit erwartungsgemäß 15,933 qualitätsbereinigten Lebenswochen und einer Heilungsrate von 10,9 %. Bei einer Standardbehandlung belaufen sich die voraussichtlichen Gesamtkosten pro Patient über einen Zeitraum von sechs Monaten auf 3109 Pfund, erwartungsgemäß 15,852 qualitätsbereinigte Lebenswochen und eine Heilungsrate von 8 %. Somit führt die superabsorbierende Wundauflage zu einer Erhöhung der qualitätsbereinigten Lebenswochen, einer Erhöhung der Heilungsrate um 2,9 % und einer Kosteneinsparung von 222 Pfund pro Patient (im Schnitt) über sechs Monate. Die Ergebnisse mehrerer Szenarioanalysen, einseitiger deterministischer Sensitivitätsanalysen und einer probabilistischen Sensitivitätsanalyse haben die Robustheit der Base-Case-Ergebnisse bestätigt. Die probabilistische Analyse hat bestätigt, dass die superabsorbierende Wundauflage bei jeder Kombination von variablen Werten zu Kosteneinsparungen führt.
Fazit: Gemäß der Modellprognose führt die superabsorbierende Wundauflage zu einer Zunahme des gesundheitlichen Nutzens und einer Abnahme der entsprechenden Behandlungskosten.
von Vladica M. Veličković et al.