Bewusstsein verbreiten - Resistenzen stoppen!
Droht ein post-antibiotisches Zeitalter?
Schon lange warnen Expert/innen davor, dass uns in der Zukunft ein post-antibiotisches Zeitalter bevorstehen könnte, in dem die Menschheit nicht mehr auf die Wirksamkeit von Antibiotika zählen kann. Für die globale Gesundheit wäre das eine Katastrophe, denn selbst alltägliche Infektionen könnten plötzlich lebensbedrohlich werden. Schon jetzt gehen weltweit jedes Jahr etwa 700.000 Todesfälle1) auf das Konto resistenter Organismen, und diese Zahl könnte dramatisch steigen.
Ob und wann dieses Schreckensszenario jedoch eintritt, ist von vielen Faktoren abhängig:
- Wie umsichtig setzen die Menschen Antibiotika zukünftig ein?
- Wie schnell verbreiten sich resistente Keime?
- Wie zügig geht die Entwicklung neuer Wirkstoffe voran?
Was bedeutet Antimikrobielle Resistenz (AMR)?
Werden nur Bakterien gegen Antibiotika resistent?
Nein, Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten – sie alle sind in der Lage, resistent gegen antimikrobielle Medikamente zu werden. Dieser Vorgang ist natürlich, doch wird er vor allem durch den missbräuchlichen Einsatz der Medikamente stark vorangetrieben.
Welche Rolle spielt mangelhafte Hygiene?
Mangelhafte Hygiene trägt dazu bei, dass sich resistente Erreger überhaupt ausbreiten können.
Welche Bakterien machen große Sorgen?
Bei den Bakterien bereiten global betrachtet unter anderem pathogene E. coli, Klebsiellen und MRSA, aber auch die Erreger von Tuberkulose und Gonorrhoe („Tripper“) Sorgen. Bakterien können entweder gegen bestimmte Antibiotika von vornherein unempfindlich sein, weil sie die erforderliche Zielstruktur nicht besitzen (z. B. die Zellwand) oder resistent werden, weil sie durch Mutationen oder den Austausch von Erbmaterial mit anderen Erregern plötzlich in der Lage sind, die Wirkstoffe enzymatisch abzubauen (z. B. durch β-Laktamasen) [1]. E. coli als häufigster Verursacher von Blutstrominfektionen weltweit ist laut eines WHO-Berichts in ärmeren Ländern bereits zu beinahe 60 % resistent gegen sog. Reserve-Antibiotika [2].
Und bei Viren und Pilzen?
Aber auch bei den Viren gibt es zahlreiche Beispiele von Resistenzen gegen antivirale Medikamente, wie am Fall von HIV und auch Influenza [3] deutlich wird. Von großer Bedeutung für tropische und subtropische Regionen sind darüber hinaus resistente Parasiten der Gattung Plasmodium, die eine Malaria-Behandlung erheblich erschweren [2]. Bei den Pilzen, gegen die ohnehin nur wenige antimykotische Wirkstoffklassen existieren, sind zunehmende Azol-Resistenzen bei Candida und Aspergillus klinisch problematisch [4].
Was kann man dagegen tun?
Quellen:
1.Witte W, et al.Bakterielle Erreger von Krankenhausinfektionen mit besonderen Resistenzen und Multiresistenzen – Teil I: Diagnostik und Typisierung.Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2004; 47: 352–362.
2.Weltgesundheitsorganisation WHO. Global Antimicrobial Resistance and Use Surveillance System (GLASS) Report 2021.
3.Lampejo T. Influenza and antiviral resistance: an overview. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2020; 39(7): 1201-1208.
4.Perlin DS, et al. The global problem of antifungal resistance: prevalence, mechanisms, and management. Lancet Infect Dis 2017; 17(12): e383-e392.
5.Monnet DL, Harbarth S. Will coronavirus disease (COVID-19) have an impact on antimicrobial resistance?Euro Surveill 2020; 25: 2001886.
6.Zhu N, et al. Investigating the impact of COVID-19 on primary care antibiotic prescribing in North West London across two epidemic waves. Clin Microbiol Infect 2021; 27(5): 762–768.
7. Weltgesundheitsorganisation WHO (2022)Antimicrobial resistance (who.int).