Eine reibungslose Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Minimieren von Fehlern in Operationssälen.
Zwei große Artikel – "To Err is Human" (USA, 1999) und "An Organisation with a Memory" (UK, 2000) – setzten sie sich mit menschlichen Fehlern und unerwünschten Ereignissen auseinander, die Patienten widerfahren können, wenn sie im Krankenhaus aufgenommen werden. Diese Studien kamen zu dem Ergebnis, dass bei einem von zehn stationären Patienten während des Krankenhausaufenthalts mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Fehler passiert. Mehr als ein Jahrzehnt später haben sich trotz Hunderter Interventionen zur Verbesserung der Patientensicherheit weniger Fortschritte eingestellt als ursprünglich geplant.
In der Folge wurde eine Reihe von Initiativen umgesetzt, mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit wieder auf die Patientensicherheit zu lenken. Dazu zählten die Vorgabe eines möglichst niedrigen Pfleger-Patienten-Quotienten, Arbeitszeitverkürzung, Pflegepakete, Sicherheits-Checklisten und die Weiterbildung des Personals hinsichtlich Teamarbeit im Gesundheitswesen.
Die teambasierten Ansätze sind von besonderer Bedeutung, da eine inkonsistente Behandlung oft auf eine hohe Personalfluktuation zurückzuführen ist. Derzeit laufen Studien zur Bewertung des Erfolges folgender Maßnahmen:
Simulation
Von einfachen Tischgeräten bis zu Task-Simulatoren, Virtual-Reality-Simulatoren und Operations- oder Geburtssimulationen für die Ausbildung und Beurteilung kompletterklinischer Teams
Standardisierung
Erarbeitung einheitlicher Beurteilungsmethoden für Kernkompetenzen und Leistung im Allgemeinen
Teamtraining
Umfasst drei Schwerpunkte – Führungskompetenzen (über Jahre), Management (über Monate) und Coaching (täglich)
CPT
Langfristige Etablierung von Routineabläufen, objektiven Standards und Checklisten
Gesundheitsfürsorge als Zielvorgabe für das Team.
Der Bericht "To Err is Human" des "Institute of Medicine" empfiehlt dringend, die Schulungskonzepte von Flugzeugbesatzungen in das Gesundheitswesen zu übertragen. Dieses sogenannte "Crew Resource Management"-Schulungssystem, das in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren für Flugzeugbesatzungen entwickelt wurde, war Vorbild für den Einsatz von Simulationen, Schulungen von nichttechnischen Fertigkeiten und Standardisierung. Unter nichttechnischen Fertigkeiten versteht man dabei soziales (z. B. Kommunikation), kognitives (z. B. situative Aufmerksamkeit) und Ressourcen-Management (z. B. Stressbewältigung).
Beide Branchen haben einige häufig auftretende Probleme gemeinsam: Beide agieren in einem Umfeld, das durch Stress, hohe Arbeitsbelastung, Hochrisikosituationen und folgenschwere Entscheidungen gekennzeichnet ist.
Die teambasierte Ausbildung berücksichtigt die Tatsache, dass die Fähigkeiten des Menschen begrenzt sind, wenn sie auf ein komplexes Umfeld und auf konstanten Stress treffen.
Da Gesundheitsversorgung von Teams und nicht von Einzelpersonen geleistet wird, hängt der Erfolg von der Qualität und Effizienz der Kommunikation sowie von der Überwachung und Koordination innerhalb des Teams ab. Wenn das klinische Umfeld, die Teameffizienz oder einzelne Ärzte sich hier als Schwachstellen erweisen, kostet dies Konzentration. Als Folge werden Sicherheit und Effizienz nachteilig beeinflusst.
Was macht ein Team erfolgreich?
Einer der entscheidenden Faktoren für ein effizient arbeitendes Team ist eine gemeinsame Vorstellung von der zu bewältigenden Aufgabe, der verfügbaren Ausrüstung und den Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten jedes einzelnen Teamkollegen.
Anhand dieser offensichtlichen und objektiv messbaren Erfolgsfaktoren lässt sich leicht feststellen, ob ein Team seine Ziele erreicht hat.
Andere Faktoren, die dabei oft übersehen werden, sind die Zufriedenheit des Teams und der gemeinsame Wille, gesteckte Ziele im Team zu erreichen.
Teamtraining: wann und wie?
Gemeinsame Trainings und Sicherheitsübungen müssen als ständige, kontinuierliche Disziplinen etabliert werden, die fester Bestandteil von Einrichtungen des Gesundheitswesens sind. Der Aufbau effizienter, spezialisierter Teams, die ein klares Bild von ihren Aufgaben, ihren Rollen und dem von ihnen erwarteten Teamverhalten haben, wird die Patientenergebnisse signifikanter verbessern als biomedizinische Fortschritte.
Neily und Kollegen führten an 108 US-Krankenhäusern eine klinische Studie durch, um die Auswirkung von Teamtrainings zu untersuchen. Dabei dokumentierten sie einen Rückgang der postoperativen Sterberate in den Studienkrankenhäusern um insgesamt 18 %.
Die einzige Möglichkeit, diese Erfolge zu erreichen, ist ein systematisches Teamtraining.
Dies könnte eine Verlagerung von der Ausbildung an Patienten hin zu simulationsbasierten Schulungen sein, bei der die tatsächlichen Mitglieder eines Teams gemeinsam in einem simulierten OP-Umfeld geschult werden. Hier können sie effiziente Reaktionen auf schwerwiegende und/oder seltene Krisen proben und perfektionieren. Gleichzeitig können neuartige Methoden und Maßnahmen eingeführt werden, wie etwa die Checkliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO).Verbesserung und Stardarisierung der Beurteilung.
Ein weiterer Bereich, der für eine Verbesserung der Patientensicherheit Beachtung erfordert, ist das Fehlen einer standardisierten Beurteilung im Gesundheitswesen. Benötigt wird eine systematische Richtlinie, anhand derer die Leistung eines Teams beurteilt oder mit anderen Teams verglichen werden kann.
Das British Journal of Anaesthesia empfiehlt die Ausarbeitung von Vorschriften, die dafür sorgen, dass die Beurteilungen fair und zuverlässig sind und bei denen valide Rückmeldungen in effizienter Weise gegeben werden. Das Journal schlägt auch vor, dass Lehrende und Ausbilder eine umfassende Ausbildung durchlaufen, ein Mindestmaß an Kompetenzen beweisen und über eine Zulassung für die Anwendung dieser Maßnahmen in der Praxis verfügen sollten.